Teil 1
> Wie entsteht ein WordPress-Plugin? Welche Hürden gilt es zu überwinden, bevor es im offiziellen Plugin-Verzeichnis erscheint? Und warum lohnt sich der Aufwand überhaupt?\
> In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick hinter die Kulissen der Plugin-Entwicklung – von der ersten Idee über den Code bis zur erfolgreichen Freigabe auf WordPress.org.
1. Die Idee: Vom Problem zur Lösung
Jedes gute WordPress-Plugin beginnt mit einer Beobachtung. Meist ist es ein wiederkehrendes Problem im Alltag eines Entwicklers, Administrators oder Redakteurs.
Beispiel:\
Ein Team arbeitet täglich im WordPress-Dashboard und braucht eine einfache Möglichkeit, Wartungshinweise zentral anzuzeigen – ohne jedes Mal im Code herumzuschreiben. Aus dieser simplen Notwendigkeit entsteht die Idee für ein Plugin: „Admin Maintenance Message“.
1.1. Von der Idee zur konkreten Funktion
Der Übergang von einer vagen Idee zu einer umsetzbaren Funktion ist der wichtigste Schritt. Ein gutes Plugin löst ein klar umrissenes Problem – nicht mehr, nicht weniger.\
Fragen, die man sich in dieser Phase stellen sollte:
- Wer braucht dieses Plugin konkret?
- Welches Ziel hat es, und was soll es nicht tun?
- Gibt es bereits ähnliche Plugins – und wenn ja, was machen sie besser oder schlechter?
- Lässt sich das Konzept modular erweitern, ohne in ein „Alleskönner-Plugin“ auszuarten?
In dieser Phase entstehen häufig erste Scribbles oder Mindmaps, in denen Funktionen, Hooks und mögliche Einstellungen notiert werden.
2. Die Basis: Ein sauberes Fundament legen
2.1. Die Plugin-Struktur
Jedes Plugin braucht eine klare Struktur. WordPress ist tolerant, was Dateianordnung betrifft – aber eine saubere Organisation hilft bei Wartung, Review und Erweiterung.
Empfohlene Grundstruktur:
mein-plugin/
│
├── mein-plugin.php # Hauptdatei mit Plugin-Header
├── uninstall.php # Aufräumen bei Deinstallation
├── readme.txt # Pflichtdatei für WordPress.org
├── assets/ # CSS, JS, Icons (für Plugin-Funktion)
├── languages/ # Übersetzungen (optional)
├── includes/ # PHP-Klassen, Helper, etc.
└── .wordpress-org/ # Banner, Screenshots, Icons für Pluginseite
Diese Ordnung sorgt dafür, dass dein Projekt sofort professionell wirkt – nicht nur für den Review-Prozess, sondern auch für andere Entwickler, die später mit deinem Code arbeiten.
2.2. Der Plugin-Header
Jede Hauptdatei beginnt mit einem sogenannten Plugin-Header, den WordPress automatisch ausliest:
/**
* Plugin Name: Admin Maintenance Message
* Description: Zeigt geplante Wartungshinweise im Dashboard für alle Benutzerrollen an.
* Version: 0.1.5
* Author: Andreas Grzybowski (codekeks.de)
* License: GPLv2 or later
* Requires at least: 6.0
* Requires PHP: 7.4
* Text Domain: admin-maintenance-message
*/
Diese wenigen Zeilen sind entscheidend:
- Sie definieren, wie dein Plugin im Dashboard angezeigt wird.
- Der
Text Domain
-Eintrag ist wichtig für Internationalisierung. Requires at least
undRequires PHP
helfen WordPress, Inkompatibilitäten zu vermeiden.
2.3. Der erste Hook
Ein Plugin ohne Hook ist wie WordPress ohne Loop.\
Hooks – also Actions und Filters – sind das Herzstück der Erweiterbarkeit.
Ein klassisches Beispiel:
add_action('admin_notices', 'amm_show_notice');
function amm_show_notice() {
echo '<div class="notice notice-warning"><p>Wartungsarbeiten heute von 03:00–04:00.</p></div>';
}
So einfach beginnt es.\
Doch aus solchen kleinen Snippets kann sich schnell ein komplexes System entwickeln – mit Einstellungsseiten, Optionen, Formularen und Sicherheitsaspekten.
3. Von der Idee zum Code: Planung und Umsetzung
3.1. Architektur und Kapselung
Bei WordPress-Plugins sollte man früh entscheiden, ob man:
- funktional (reine Funktionen) oder
- objektorientiert (mit Klassen und Methoden)
arbeiten möchte.\
Für kleine Utilities reichen Funktionen, aber sobald Einstellungsseiten oder mehrfache Hooks ins Spiel kommen, ist OOP empfehlenswert.
class AMM_Admin_Maintenance {
const OPTION = 'amm_admin_maintenance_opts';
public function __construct() {
add_action('admin_menu', [$this, 'register_menu']);
add_action('admin_notices', [$this, 'show_notice']);
}
public function register_menu() {
add_options_page(
'Wartungshinweis',
'Wartungshinweis',
'manage_options',
'amm-admin-maintenance',
[$this, 'render_settings']
);
}
// Weitere Methoden...
}
new AMM_Admin_Maintenance();
Diese Struktur trennt Logik, Anzeige und Verwaltung sauber voneinander.\
Zudem lassen sich Klassen später leichter erweitern, refaktorisieren oder testen.
Weiter mit Teil 2 → Testen, Review und Veröffentlichung auf WordPress.org (folgt)